Wie sieht es eigentlich in unserem Kirchturm aus?

Ich war neugierig und bin zusammen mit unserem Zivildienstleistenden in den Turm hinauf gestiegen. Eine Turmbesteigung, wie es in manchen alten Kirchen möglich ist, können wir aus Sicherheitsgründen leider nicht anbieten.

In einem stählernen Glockenstuhl hängen fünf Glocken. Weiter höher hängen zwei kleinere Schlagglocken für die Kirchturmuhren. Diese wurden 1911 neu eingehängt und mussten 1986 erneuert werden. Eine Glocke ist auf der Südseites des Turmes über dem Ziffernblatt zu sehen. Sie hat die Tonlage fis´´ +/-0 und schlägt die volle Stunde an. Die andere Turmuhr befindet sich auf der Westseite mit der anderen Schlagglocke Diese hat die Tonlage b´´ +2 und gibt den Viertelstundentakt an. Es handelt sich dabei um eine Dauerleihgabe des niedersächsischen Landesmuseums in Hannover.

Seit 1962 besteht das Geläut aus fünf bronzenen Glocken, von denen vier aus der Glockengießerei Schilling in Heidelberg kamen; am Reformationstag 1962 vollzog Landesbischof D. Lilje die Weihe. Dem Geläut wurde die alte im Kirchturm hängende, aus dem Jahre 1540 stammende, so genannte Reformationsglocke, hinzugegeben. Sie erklang schon zu Luthers Zeiten vom Bissendorfer Turm. Die Glocke gehört als die kleinste Glocke (Taufglocke) zum Fünfergeläut.

Die Glocken hängen in folgender Anordnung im Kirchturm:

Glocke 5: Reformationsglocke und zugleich auch Taufglocke; Umschrift: Anno dm.m.d.X.L. 1540; Tonlage: fis 2.

Glocke 4: Tonlage: d 2.

Sie hängen ausgerichtet von Westen nach Osten an der Nordseite des Glockenstuhls.

Glocke 3: Tonlage h 1.

Glocke 2: Tonlage a 1.

Glocke 1: fis 1; diese ist großflächig mit dem Erzengel Michael gezeichnet und fingiert mit einem Außenschlagwerk auch als Betglocke und fungiert als Vater-Unser-Glocke. Umschrift: “Nun ist das Heil und die Kraft und das Reich unseres Gottes geworden und die Macht seines Christus” nach Offenbarung Johannis 12, Vers 10.

Nach schriftlicher Mitteilung des Stadtkantors I. R. Prof. Manfred Brandstetter und mündlicher Bestätigung eines Glockensachverständigen verbergen sich die Tonlagen zweier altkirchlicher Gesänge aus dem vierten Jahrhundert:

1. Te deum laudamus

(Herr Gott, dich loben wir; EG 19) und

2. Gloria in excelsis deo

(Allein Gott in der Höh` sei Ehr; EG 179).

Quellenhinweis; Bissendorfer Chronik von Hellmuth Hahn u. Friedrich Lüddecke Band 1.

Grundlage bildet eine Läuteordnung. Danach werden die Glocken zum liturgischen Gebrauch verwendet. Sie rufen zum Gottesdienst, zum Gebet und zur Fürbitte. Wie die Türme der Kirchen sichtbare Zeichen sind, die von der vergehenden Welt weg nach oben zu dem Herrn des Himmels und der Erde weisen, so sind die Glocken hörbare Zeichen, die zum Dienst des dreieinigen Gottes rufen. Sie künden Zeit und Stunde an, erinnern uns an die Ewigkeit und verkünden unüberhörbar den Herrschaftsanspruch Jesu Christi über alle Welt. Sie begleiten die Glieder der Gemeinde von der Taufe bis zur Bestattung als mahnende und tröstende Rufer des himmlischen Vaters.

Um 11 Uhr künden die Glocken 1 und 2 (Sterbeglocken) für 10 Minuten das Ableben eines unserer Gemeindemitglieder an.

Bei Beerdigungen läuten die Glocken 1 und 2 zehn Minuten vor Beginn der Trauerfeier und nach 20 Minuten noch einmal.

Am Samstag läuten die Glocken 2, 3, und 4 um 18 Uhr zehn Minuten und künden damit den Sonntag als den Tag des Herrn an.

Am Sonntag sind die Glocken 2, 3, und 4 für die Dauer von zehn Minuten zu hören, und zwar einmal um 8.20 Uhr und noch einmal um 9.20 Uhr als Einladung zum sonntäglichen Gottesdienst.

Die Glocken 1, 2, und 3 läuten 10 Minuten vor einer Trauung.

Die Betglocke – Glocke 1 – wird beim Gebet des Vater unser im Gottesdienst siebenmal – also nach jeder Bitte – per Hand angeschlagen.

Die Reformationsglocke – auch Taufglocke – wird aus Anlass eines Taufgottesdienstes geläutet.

Ostern, Pfingsten, Weihnachten, zu Christvespern, zur Silvesterandacht und Silvester um 24 Uhr läuten alle fünf Glocken.